TK Donnerskirchen

Im April 1979 erhielten wir vom Blasmusikverband die Einladung am Bundestreffen der Blasmusikkapellen in Eisenstadt teilzunehmen. Wir hatten uns zu Jahresbeginn um eine Teilnahme beworben unter dem Motto „Mia kemmen e nit dran“.
Nach Meinung des Verbandes sollten wir uns mit einer Nachbarkapelle zusammentun und so verstärkt die Kärntner Farben vertreten. Dies leuchtete uns aber nicht ganz ein und in einer Nachtsitzung beim Lindler Franz wurde unsere Kapelle mit einigen Musikern der Nachbarkapellen verstärkt. Aus Winklern der Plattele Sepp, der Dirnhammer Peter und der Schuster Willfried, und aus Döllach der Müller Sepp bei den Bässen. Als Aufputz für den Umzug in Eisenstadt nahmen wir auch unsere Schuhplattler und ihre Tänzerinnen mit.
Mit dem Müller fuhren wir dann auch nach Donnerskirchen. Wir wurden sehr herzlich empfangen und bereiteten uns gewissenhaft auf den Auftritt vor.
Um 19.20 Uhr saßen wir herausgeputzt in unseren roten Leibchen und der Krachledernen im Hof von St. Martin und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Wenige Minuten vor dem Auftritt erschien unser Kapellmeister Schrall Franz (Lindler) und teilte uns die illustre Vorstandsriege der Donnerskirchner mit. „Stellts euch vor, Obmann ist der Bezirkshauptmann, Kapellmeister der Militärkapellmeister vom Burgenland und Kassier is a Finanzer.“ Das konnte ja heiter werden. Wir rissen uns ja wirklich am Riemen und gaben alles was wir zu bieten hatten. Auch die Plattler zeigten sich von ihrer besten Seite, schlugen präzise den Takt, vollführten wahre Hochsprünge, traten sich bei den Rundgängen fast gesittet in den Hintern und hackten beim Holzhacker, dass die Späne flogen. Ihre mitgebrachten Dirndln drehten sich, dass es eine wahre Freude war und so brachten wir den Abend gut zu Ende. Einen feuchten Abschluss fand das erste Fest dann im Weinkeller zu St. Martin. Fettenbrote und Gebäck sorgten für eine gute Unterlage und die Einkleidung der Magenschleimhaut. Dann begann eine Wanderung von Fass zu Fass. Wir füllten die Weinprobengläschen und taten unsre Bestes, all die flüssigen Köstlichkeiten zu genießen. Je weiter wir in den Keller vordrangen, desto schwerer wurde der Rebensaft und auch unsere Köpfe und Beine. Als die Sterne und unsere Gesichter schon etwas bleicher wurden, verließen wir die feuchte Schenke und schwebten getragen von einer Wolke des Bacchus (Gott des Weines) nach Hause. Ein Großteil der Musiker war in einem Gasthaus untergebracht, und auch dort wurde die Weinverkostung noch fortgesetzt.
Nach einer sehr kurzen Nachtruhe erwachten wir ohne Kopfschmerzen und Weinkenner bestätigten, dass dies von der Güte des Weines kommen müsse. Am Vormittag hatten die Donnerskirchner zu einer Feldmesse geladen und wir versammelten uns wieder im Festgarten zu  St.Martin. Der Pfarrer hielt eine flammende Begrüßungsansprache und nahm uns auch gleich in seine Predigt auf. Seine Worte von den „freien Männern mit ihren Adlerfedern und in ihren flammendroten Leibchen, die die Frohbotschaft verkünden“ sind unseren ältesten Musikanten nach all den Jahren noch in Erinnerung. Auch der Frühschoppen war ein voller Erfolg und jetzt hatten wir nur noch den große Festumzug in Eisenstadt zu absolvieren.
Der alte Angerervater, der damals nicht mehr mitmarschierte, nahm Margit, Lindlers Jüngste unter seine Fittiche und bestaunte den Festzug. Wir anderen wurden zu einer Marschvorführung vergattert und stellten auch da unseren Mann. Hier hörten wir das erste Mal den Fußmarsch, der für uns in den kommenden Jahren zum Markenzeichen werden würde. Wir staunten ob der Exaktheit der Marschvorführungen der Donnerskirchner, aber davon ein anderes Mal. Mit dem Kärntner Liedermarsch eröffneten wir den Festzug und als der Dirnhammer Peter nach dem Einschlagen unserer Schlagzeuger über den Hauptplatz „juchezte“, war alle Anspannung und Nervosität dahin und wir wurden von einer Welle der Sympathie auf unserem Weg begleitet.
Als wir uns im Kasernenhof der Sankt Martinskaserne zum großen Zusammenspiel aufstellten, schien der Asphalt unter unseren Schuhen zu kochen. Nach diesen zwei Tagen waren wir uns bewusst, neue Freunde gefunden zu haben

Im darauffolgenden Jahr war ja in Kärnten das Bundestreffen in Spittal geplant und da wollten wir uns für die nette Aufnahme revanchieren.

1980 feierte die Stadtkapelle Spittal ein rundes Jubiläum und bekam auch das Bundestreffen des Österreichischen Blasmusikverbandes zu-gesprochen. Der damalige Obmann Kotric warb schon bei der Bezirksversammlung für diese Veranstaltung und versprach, als Höhe-punkt der Feier, falls notwendig, aus einem Flugzeug über dem Spittaler Stadion mit einem damals noch fast unbekannten Paragleiter abzuspringen. Diese Einlage war nicht notwendig, da in jener Zeit zu einem Fest der Stadtkapelle ohnehin fast alle Musikkapellen anreisten.

Am 29.07.1980 war es dann so weit. Die Burgenländer kamen!!! Wir wollten unsere neuen Freunde natürlich mit derselben Gastfreundschaft „überschütten“, die wir in Donnerskirchen erfahren hatten und so wurde unsere Festwiese hergerichtet und eifrig an den Einquartierungen gearbeitet. Als Gastgeschenk bereiteten wir für jeden Musiker ein Jausenbinkerl mit einem Schneidbrettl, Speck, Hauswürstl, einem Feitel alles eingehüllt in ein rot-weiße kariertes Stofftüchl vor. Außen banden wir noch ein Schnapsstamperl dazu und hofften nur noch auf schönes Wetter.
Wir trafen uns in Spittal und bestaunten die Flugvorführungen der Paragleiter, die einige Jahre später zu den allwöchentlichen Vorstellungen zum Wochenende im Mölltal werden sollten.
Ebenso exotisch waren unsere Donnerskirchner Freunde. Mit ihren Marschvorführungen unter den Klängen von „Les Montagnards“ und der „Ambosspolka“ ernteten sie viel Staunen, Jubel und großen Applaus.
Am späten Nachmittag verließen wir Spittal in Richtung Mörtschach. Je mehr wir uns Mörtschach näherten, desto sorgenvoller streiften manche Blicke zu den wolkenumwogten Bergspitzen. Und je weiter wir ins Mölltal vordrangen wurden die Wolken dunkler und dunkler und es schaute sehr nach einem Regen aus. Als wir endlich in Mörtschach angekommen die Zimmer verteilen konnten, schüttete es in Strömen. An eine Veranstaltung auf der Festwiese war nicht mehr zu denken.
So verlegten wir die Veranstaltung einfach zum Wallner und begrüßten unsere Gäste um Punkt acht Uhr mit einem zünftigen Marsch. Die Donnerskirchner ließen es sich nicht nehmen trotz der beengten Platzverhältnisse ein kleines Konzert zu geben. Danach zogen wir uns zum gemütlichen Teil in Wallners Veranda zurück. Mit großem Hallo wurden die Jausenpackerl verteilt und dienten am nächsten Tag auf der Heimreise einem wohltätigen Zweck, sprich Stillung des Hungers.

Beim gemütlichen Beisammensein wurde zwar das schlechte Wetter bedauert, aber bei Bier und einigen Schnäpschen, vorbeugend gegen Verkühlungen, kam man sich rasch näher.
Zu vorgerückter Stunde wurden die schon etwas angeschlagenen Musiker in die Quartiere gebracht und nur der harte Kern blieb übrig. Die beiden Kapellmeister Rudolf Schrumpf und Franz Schrall diskutierten heiß über Kapellenarbeit und Jugendförderung und schmiedeten Pläne für eine Vertiefung der Partnerschaft.
Am nächsten Tag soll der Obmann der Donnerskirchner Hans Krenn seinen Kapellmeister gefragt haben: „Hörst Rudi, waßt du noch, was du gestern alles versprochen hast.“ Worauf der Kapellmeister trocken antwortete: „Selbstverständlich, …….. und du wirst es in die Wege leiten!“
Ob Kapellmeister Schrumpf wirklich noch alles wusste, kann heute nicht mehr hundertprozentig nachgewiesen werden. Auf alle Fälle reisten im Sommer fünf unserer JungmusikantInnen (die Lindler Kinder: Peter Elisabeth und Margit, Schrall Klaus und Vierbach Franz) nach Donnerskirchen und die reinen Urlaube unsere JungmusikerInnen haben sich ja inzwischen zu wahren Ausbildungscamps entwickelt.
Am Montag Vormittag wurden die Gäste verabschiedet und bei strahlendem Sonnenschein traten sie die Heimreise über den Großglockner an.
Laut Aussage aus sehr verlässlicher Quelle soll mancher Musiker erst im Laufe des Tages seine normale Reaktionsfähigkeit wiedererlangt haben. Ob dies auf die Anstrengungen des Wochenendes, die gewaltigen Höhenunterschiede zu Donnerskirchen oder doch die Menge des etwas starken Marketenderinnenschnapses war, konnte aus den zugegebenermaßen lückenhaften Aufzeichnungen nicht rekonstruiert werden.